Abschied – und Neubeginn
umzug
Bilder: flickr.com; Stadtkirchengemeinde Hanau

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

bald ist es wieder soweit: Der Sommerurlaub zieht dann alle in seinen Bann. Bei vielen ist ein regelrechtes Fernweh zu verspüren.

In einer der bekanntesten Erzählungen der Bibel bricht ebenfalls ein Mann auf. Ihn treibt aber kein »Wunsch nach Luftveränderung« oder Fernweh. Ganz unvorbereitet fordert Gott ihn auf, seine bisherige Heimat zu verlassen und sich auf eine gefährliche Reise in ein unbekanntes Land zu begeben.

Und der Herr sprach zu Abraham: »Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein.« (1. Mose 12,1-2)

Sind Sie schon einmal umgezogen? Dann kennen Sie die Unsicherheit, vielleicht auch Angst vor dem, was Sie erwartet. Was liegt vor Ihnen? Eine vage, unsichere Zukunft, vielleicht eine neue Arbeitsstelle, von der Sie sich viel erhoffen. Oder die Hoffnung, dass es Ihnen oder Ihrer Familie an dem anderen Ort besser geht. Wer in dieser Situation ist, steht an einem entscheidenden Punkt des Lebens, einer kritischen Phase. Was passiert, wenn es schief geht? Dann steht man ganz alleine da.

Ein Sprichwort sagt: »Einen alten Baum verpflanzt man nicht.« In der Bibel lesen wir das Gegenteil: Abraham war etwa 75 Jahre alt, wahrscheinlich ging es ihm körperlich noch recht gut. Da spricht Gott zu ihm, sagt, dass er mit seiner Frau und allem Hab und Gut aufbrechen soll – ohne zu wissen, was ihn erwartet. Und Abraham zieht wirklich fort. Dieses (blinde) Vertrauen ist bewundernswert.

»Da zog Abraham aus, wie der Herr zu ihm gesagt hatte.« (1. Mose 12,4) Punkt. Kein Wort von Zögern, von Nachdenken, oder von Reisevorbereitungen. Abraham hatte Gottes Zusage, nicht mehr. Keine Lebensversicherung und keine Reiserücktrittsversicherung. Wir können lesen, wie die Geschichte weiterging.

Die Bibel erzählt viele Auszugs-Geschichten: Den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten – heraus aus Unterdrückung und Frondienst. Jesus berief seine Jünger; auch das war ein Auszug: Sie haben Familie, Haus und Arbeit verlassen. Und die Apostel Jahre später zogen aus, um die Frohe Botschaft in alle Welt zu bringen. Ein Auszug ist fast immer ein entscheidender Wendepunkt des Lebens.

Auch wir als Pfarrfamilie ziehen bald aus. Zwar nicht aus unserem Heimatland, aber aus »unserem Haus und unserer Stadt«, in der wir in den letzten 15 Jahren heimisch geworden sind, Freunde gefunden und Wurzeln gefasst haben. Und ja … wir spüren auch jetzt schon, was alles daran hängt: Schulwechsel planen, Umzug und Neueinrichtung organisieren und Abschied nehmen.

Im Gegensatz zu Abraham haben wir zwar nicht den »direkten Marschbefehl« bekommen, aber doch als Familie gespürt, dass bei all den Veränderungen rund um die Kreuzkirche auch für uns Zeit ist, sich zu verändern.

Es würde mich sehr, sehr freuen, von Ihnen und Euch bei meinem Verabschiedungsgottesdienst am 16. Juli um 14.00 Uhr in der Marienkirche den »Reisesegen« zu bekommen.

Die Abrahamserzählung vergegenwärtigt, dass Gott zu uns spricht und uns neue Wege aufzeigen will. Den Mut, Vertrautes loszulassen. Den Mut, ein Risiko einzugehen und neu zu beginnen. Wenn wir diesen Mut aufbringen, wirkt Gottes Segen.

In auch zukünftiger Verbundenheit
Ihr

Pfarrer Stefan Axmann

22.05.2023 - 14.49 Uhr
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